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Auf dem Weg zum EMAS- und EMASplus-Zertifikat

Externes Umweltaudit im Würzburger Burkardushaus – Tagungshaus will Umweltmanagement nach EMASplus zertifizieren lassen – Rundgang und Prüfung durch zwei Umweltgutachter

Würzburg (POW) „Das Umweltaudit ist eine Prüfung, bei der man nicht durchfallen kann“, sagt Dr. Georg Sulzer besänftigend. Der Umweltgutachter spürt die leichte Anspannung des Nachhaltigkeitsteams des Würzburger Burkardushauses. Zusammen mit Michael Hub führt er im Burkardushaus ein Umweltaudit durch, prüft die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen und berät zu möglichen Nachbesserungen. Es ist einer der letzten Schritte im Zertifizierungsprozess nach dem international anerkannten Eco-Management and Audit Scheme (EMAS). Mit dem EMASplus-Zertifikat verpflichtet sich das Burkardushaus freiwillig, das Nachhaltigkeitsmanagement stetig zu verbessern, und berücksichtigt dabei nicht nur ökologische, sondern auch soziale Aspekte.

„Das ist aber mal ein großer Putzraum“, stellt Sulzer fest und lässt die Augen über sauber zusammengefaltete Handtücher und verschiedene Putzmittel gleiten. Sein Blick fällt auf einen Putzwagen, von dem er sich ein Putzmittel herausgreift. „Wo haben Sie die Bedienungsanleitung für das Putzmittel?“, fragt Sulzer Martina Honecker und Anette Hörner. Die beiden Frauen sind für die Bereiche Service und Reinigung im Nachhaltigkeitsteam zuständig und ziehen zielstrebig einen roten Ordner aus dem Regal. Darin sind alle Hinweise zu Arbeitsanweisungen und den Putzmitteln einsortiert. Sulzer blättert ihn durch, sucht nach der Anweisung des geforderten Putzmittels und macht anschließend ein Häkchen auf sein Notizbrett. Ein Rundgang durch das Haus gehört zu jedem Audit dazu. „Das systematische Hinschauen durch die Gutachter hilft, mögliche Schwachstellen und Einsparpotentiale zu finden“, erklärt Christof Gawronski, Umweltbeauftragter der Diözese Würzburg.

Das Burkardushaus ist Teil einer Konvoi-Förderung. Das heißt, es geht den Prozess der EMAS-Zertifizierung zusammen mit acht weiteren Betrieben in Unterfranken. Darunter befinden sich neben Wirtschaftsunternehmen das Jugendhaus Sankt Kilian in Miltenberg, das Haus Klara des Klosters Oberzell und die Druckerei Benedict Press in Münsterschwarzach. Vertreter dieser Einrichtungen trafen sich in diesem Jahr zu regelmäßigen Workshops, um die verschiedenen Themenfelder des Umweltmanagementsystems kennenzulernen. „Der Austausch in der Gruppe fördert neue Ideen“, erklärt Gawronski. Ein Betrieb habe beispielsweise ein ökologischeres Öl für die Wartung der Aufzüge ausfindig machen können. „Von diesem Hinweis profitieren dann auch die anderen Betriebe.“

Es geht weiter in den Heizungsraum des Hauses, aus welchem der Gruppe warme Luft entgegenströmt. „Womit wird hier im Haus geheizt?“, fragt Hub die Leiterin des Burkardushauses, Maria Reuß. Er bringt die Anzeige der Heizpumpen zum Leuchten und liest die Zahlen ab. „Hier stimmt etwas nicht. Die Pumpe scheint zu arbeiten und Strom zu ziehen, ohne dass sie etwas fördert“, bemerkt er und macht sich eine Notiz auf seinem Klemmbrett. „Es wäre gut, wenn Sie das noch einmal überprüfen lassen.“ Dann folgt die Besichtigung eines Gästezimmers, des EDV-Raumes, des Dachbodens und der Küche. Einen Schwerpunkt in der Nachhaltigkeit setze sich das Burkardushaus unter anderem beim Wareneinkauf. „Wir haben einen hohen Anteil an Bioprodukten“, erklärt Reuß. „Außerdem beliefert uns eine Gemüselieferantin aus der Region vier Mal in der Woche mit frischem Gemüse.“ Auch regionales Wasser, Würzburger Wein und fair gehandelter Kaffee würden den Tagungs- und Übernachtungsgästen angeboten.

Eine wichtige EMAS-Verordnung ist die Veröffentlichung eines Nachhaltigkeitsberichtes beziehungsweise der Umwelterklärung. In diesem kommuniziert der Betrieb wichtige Daten und Fakten des Umweltmanagements an die Öffentlichkeit. Die beiden Gutachter nehmen auch diesen genauer unter die Lupe, und bald schon geht es um Verbrauchszahlen von Strom, Abfall und Wasser. „Die EMAS gibt bestimmte Kernfaktoren und Kernindikatoren vor, damit eine Vergleichbarkeit besteht“, erklärt Hub. Aus diesem Grund sei es ihm wichtig, einheitliche Umrechnungsfaktoren zu nutzen. „Und ich sehe, dass es praktisch keine Emissionen gibt. Dann würde ich das auch so im Bericht abbilden.“ Insgesamt ergeben sich noch ein paar weitere Punkte, bei denen das Team nacharbeiten muss. „So ein detailliertes Feedback ist mir aber lieber, als wenn jemand sagt, dass das alles schon passt und nur flüchtig darüberschaut“, stellt Gerald Streit, Verantwortlicher für den Bereich Küche, fest. Hub betont zudem, dass das Burkardushaus seine Multiplikatorfunktion im Bericht stärker nutzen solle, um die Leser des Nachhaltigkeitsberichtes anzuregen, über ihre eigene Lebensweise nachzudenken. „Ein paar kleine Hausaufgaben in Form von Nachbesserungen haben Sie jetzt noch. Aber alles in allem finde ich es gut, dass die Einstellung und der Wille da sind, hier etwas voranzubringen.“

Der Konvoi trifft sich am Freitag, 25. Januar 2019, zu einer Abschlussfeier im Burkardushaus. Bei dieser Gelegenheit bekommen die Betriebe, die bis dahin die Auflagen und Nachbesserungen erfüllt haben, das EMAS-Zertifikat von der Industrie- und Handelskammer Unterfranken ausgehändigt.

Stichwort: EMASplus

EMAS-Organisationen tragen zu einer nachhaltigen Verbesserung der Umweltsituation und einer Steigerung der Lebensqualität bei, heißt es auf der Webseite www.emas.de. Die Organisationen verpflichten sich freiwillig, unter anderem Maßnahmen zur Verbesserung des Energie- und Wasserverbrauchs durchzuführen, Emissionen gering zu halten und ihre Aktivitäten transparent darzustellen. EMASplus ist eine Erweiterung von EMAS und fasst laut www.emasplus.org ökonomische und soziale Aspekte ins Auge. Das schließe unter anderem die Beachtung der Mitarbeiterinteressen oder die Arbeitsbedingungen und den Umweltschutz bei den Zulieferern mit ein. Laut „kate Umwelt & Entwicklung“ gibt es in Deutschland aktuell 13 EMASplus-zertifizierte Organisationen. Der Verein berät und begleitet Organisationen, die eine EMAS-Zertifizierung anstreben und ist Registrierungsstelle von EMASplus.

Rebecca Hornung (POW) (Quelle: www,pow.bistum-wuerzburg.de)